Meine erste Notiz in Evernote ist von 2012, demnach nutze ich das Tool bereits seit neun (!) Jahren. Es war eine erfolgreiche Zeit, auch wenn ich zwischendurch immer mal wieder an einen Wechsel gedacht oder tatsächlich durchgeführt habe. Dennoch bin ich stets zu Evernote in irgendeiner Form zurück gekommen, unter anderem nachdem ich mich intensiv mit PKM und dem Kurs „Building a Second Brain“ beschäftigt habe.
Was ist PKM?
Personal-Knowledge-Management ist die digitale Verwaltung des eigenen Wissens mit einem Tool, dem ich zu 100% vertraue. Den Begriff „PKM“ hat Tiago Forte geprägt. Dafür ist lediglich ein ganz einfaches Notiz-Tool wie z.B. Evernote, Google Keep oder Apple Notes notwendig, um ein Second-Brain aufzubauen, das das „First Brain“ entlastet. Denn das Gehirn ist nicht alleine dazu da, um Inhalte zu verwalten. Stattdessen soll es genutzt werden, um neue Ideen zu entwickeln.
Evernote als Herz meines PKM
Vor einigen Monaten bin ich komplett auf Notion als Second Brain umgestiegen, weil ich mit der Weiterentwicklung von Evernote nicht mehr zufrieden war. Ich habe ausführlich in einer kleinen Artikelserie darüber berichtet. Es kam mir so vor, dass „jahrelang“ nichts passiert ist. Allerdings habe ich schnell gemerkt, dass das „All-in-One-Tool“ Notion auch nicht die eierlegende Wollmilch ist. Meine Prozesse im Zusammenspiel mit meinem Bullet Journal sind ins Stocken geraten. Vor allem das Scannen von Notizen habe ich unterlassen und der Berg an Dokumenten ist immer größer geworden.
So bin ich zu Evernote zurückgekehrt, da es nach langer Zeit des Stillstandes Fortschritte gegeben hat. Ich fand schon immer klasse, wie schnell ich auf meinem Android-Smartphone mit dem entsprechenden Widget Notizen erstellen kann. Mit hoher Geschwindigkeit landen meine Gedanken in meiner „Inbox“ und können von dort weiter verarbeitet werden. Das entspricht natürlich nicht dem Gedanken des „vernetzten“ Denkens, wie es Tools wie Obsidian und RoamResearch propagieren.
Evernote und PARA – wie hat es mein Leben vereinfacht?
Ich habe gelernt, wie ich mit der PARA-Struktur (Projects, Areas, Resources, Archive) meine Notizen ganz einfach organisieren kann. Das mache ich nicht nur in Evernote, sondern auch mit meinen Dokumenten. So kann ich im „Hintergrund“ Themen recherchieren und es entstehen neue Schwerpunkte. Seit ein paar Wochen beschäftigen wir uns z.B. damit, ob wir uns nicht einen Hund zulegen sollen, auch das Thema Bitcoin steht zur Debatte. Alle Notizen und Screenshots landen in einem entsprechenden Notizbuch und können irgendwann weiterverarbeitet werden, wenn es ein richtiges Projekt wird. Ich habe bereits ausführlich über die PARA-Struktur berichtet.
Evernote und mein Bullet Journal – wie spielt es zusammen?
Wenn ich in meinem Bullet Journal eine Seite mit Notizen erstelle, die es mir wert ist, in meinem Second Brain gespeichert zu werden, dann landet der Scan im entsprechenden Notizbuch „Bullet Journal Scans“. Ich füge der Notiz ein paar Informationen hinzu oder verlasse mich auf die Handschrift-Erkennung, auch wenn die bei mir nicht gut funktioniert… Ich vertraue einfach darauf, dass der Scan mich irgendwann finden wird, wenn ich ihn benötige!
So nutze ich die neuen Evernote Funktionen
Die neuen Aufgaben habe ich ausprobiert, aber für mich erst einmal keinen Mehrwert gefunden. Wenn ich eine Notiz erstelle, arbeite ich derzeit lieber mit den „Kontrollkästchen“. Allerdings ist es mit den Aufgaben möglich, aus einer Notiz heraus Aufgaben zu erstellen und diese entsprechend zuzuweisen.
Viel öfter nutze ich die verschiedensten Tastenkombinationen, um meine Workflows auf dem Mac zu beschleunigen, um z.B. eine Notiz in ein Notizbuch zu verschieben oder einen Link in einer Notiz zu erstellen.
Am meisten begeistert mich aber, dass ich wieder schnell meine Ideen aus dem Kopf bekomme und diese über mein Smartphone in die Inbox katapultieren kann. Die neue „Start-Ansicht“ habe ich noch nicht für mich entdeckt. Meine zentrale Anlaufstelle ist die Inbox, wo ich alle Notizen der Woche sammele und diese bei meinem Weekly Review migriere.
Was ist die Erfolgsformel? Ein einziges Notiz-Tool zum Capturing!
Es fällt mir schwer und ich habe mehrfach darüber berichtet, dass ich gerne Notiztools ausprobiere. Mit Notion bin ich nicht glücklich geworden und auch RoamResearch hat mich nach einer anfänglichen Euphorie überfordert. Beruflich habe ich viele Notizen in Obsidian erstellt, aber nachdem mein Laptop das Zeitliche gesegnet hat und ich auf eine Weboberfläche angewiesen war, habe ich alle Notizen in Evernote gespeichert. Das läuft jetzt schon seit 2-3 Wochen und fühlt sich gut an. Allerdings vermisse ich manchmal, dass ich Notizen simpel miteinander aus dem Content verlinken kann. Mittlerweile hat Evernote eine intuitve Funktion geschaffen, um Notizen miteinander zu verlinken.
Hierfür finde ich sicherlich eine Lösung. Ich spiele schließlich noch immer mit dem Gedanken, eine Art „Zettelkasten“ für meine Buch-Notizen zu entwerfen, dafür ist Evernote bekanntlich nicht die beste Option, weshalb Obsidian in meinem Tool-Stack bleibt. Dort werde ich auch weiterhin mein Journaling machen.
Ein Geheimnis ist auf jeden Fall, sich auf ein Tool mittelfristig zu fokussieren. Ich wundere mich manchmal, welche kleinen Notizen ich zu bestimmten Themen gemacht habe, wenn ich zufällig darüber stolpere.
Für mich persönlich ist es wichtig, dass ich die Inhalte noch einmal sehe (in meiner Inbox) und dann relativ schnell ablegen kann (PARA), das funktioniert für mich perfekt. Ich mag es, Notizen projektbezogen zu speichern und ein geeignetes Zuhause für meine handschriftlichen Notizen zu haben. Im Moment verwalte ich zudem eine kleine Task-Liste als Braindump in Evernote… Über die Suche sind zudem alle möglichen Notizen sehr schnell auffindbar.
Fazit
Evernote hat ein starkes Comeback abgeliefert und behauptet sich als Elefant, der nichts vergisst. Natürlich kann er mit anderen Tools nicht mithalten, die total „fancy“ sind und die neusten Funktionen aufweisen. Aber manchmal ist die einfache Lösung auch die beste. Für mich fühlt es sich gerade gut an, mich auf mein PARA-Setup mit den aktuellen Projekten zu fokussieren und im Hintergrund neue Themen (Hund, Bitcoins, etc.) langsam entstehen zu lassen. Irgendwann werden diese vielleicht zu einem Projekte oder einer Area in meinem Leben. Wer mehr zu PARA erfahren will, findet hier ein paar weitere Informationen. Wie ich Evernote + Obsidian kombiniere und den größten Output erreiche, erkläre ich ebenfalls.
Hallo Daniel,
ich habe auch mit Evernote gearbeitet. Was mich an EN störte war ENEX. Vor Jahren entdeckte ich DevonThink. Habe immer wieder andere Tools probiert, bin aber immer wieder zurück auf DT gekommen. Natürlich haben alle Programme ihre Vorteile, aber irgendwie bin ich mit DT glücklicher.
Hi Franz,
danke für deinen Kommentar. Über das ENEX-Format habe ich mir bisher keine Gedanken gemacht, aber ich gebe dir Recht. Allerdings ist Evernote so weit verbreitet, dass es immer eine Export-Funktionalität geben wird. Notizen im Markdown-Format, wie in Obsidian, sind natürlich nachhaltiger. Von DevonThink habe ich schon gehört, aber es noch nicht ausprobiert. Was sind denn die Vorteile von dem Tool?
Hallo Daniel,
danke für Deine Antwort.
Ein Vorteil für mich ist: Kein Abo. Die Datenbank ist auch ohne Programm zugänglich. Man hat auch ohne Programm eine Zugriff auf seine Dateien.
Das klingt ähnlich wie bei Obsidian, wo die Notizen alle im Markdown-Format auf dem Rechner liegen. Ich werde auch immer mehr zum Fan solcher Systeme, weil man diese Daten viel einfacher migrieren kann. Anderseits finde ich Evernote auch einfach genial und mag die Synchronisation auf den verschiedenen Endgeräten.